Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging und die Alliierten Deutschland zur Kapitulation zwangen, sah die ganze Welt das Ausmaß der Entmenschlichung, welche durch die NS-Ideologie möglich geworden war. Hier haben Menschen, und es waren oft gebildete Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, dazu beigetragen, dass ein ganzer Staat per Gesetz und Anordnung verändert und zur Ausführung unbeschreiblicher Grausamkeiten ermächtigt wurde. Die Entmenschlichung per Gesetz traf vor allem Menschen jüdischen Glaubens. Der Film verfolgt die Spuren dieser Gesetze und Anordnungen zurück und stellt das Schicksal eines Menschen in den Mittelpunkt, der „leibhaftig die Hölle durchlebt hat“. Léon Gruenbaum musste sein ganzes Leben unter einer zweifachen Verfolgung leiden: Nicht nur als ihm von den Nazis die Kindheit gestohlen wurde, sondern auch später, als er in den 1970er Jahren der Staatsanwaltschaft Hinweise auf mögliche Täter und Mittäter gab und diese ignoriert wurden. Anhand von Archivmaterial aus den Ermittlungsakten gegen NS-Verbrechen, Beweisen von Opfern und Organisationen, wird der Umgang der Justiz und der Forschung am Schicksal der Opfer, und hier konkret von Léon Gruenbaum, nachgezeichnet. Die genannten Ermittlungsakten, die Rassengesetze sowie Anordnungen und Verordnungen des Militärbefehlshabers von Paris werden dem Geschichtsunterricht einer gymnasialen Oberstufe zugrunde gelegt. Der Film dokumentiert die Auseinandersetzung und Diskussion bei der Auswertung der Materialien über einen längeren Zeitraum. Interviews mit den beiden Initiatoren des Symposiums im Jahr 2013 zur Erinnerung an das Schicksal des Atomphysikers Dr. Léon Gruenbaum, Dr. Dietrich Schulze und Harald Denecken, sowie dem OB der Stadt Karlsruhe, und Beiträge der Universität Karlsruhe ermöglichen das Gestern in die heutige Zeit zu transportieren. Damit wird die Hoffnung verbunden, dass es zu einer offenen und ehrlichen Diskussion über den Umgang mit der tabuisierten Vergangenheit und deren Auswirkungen bis in die heutige Gesellschaft hinein kommt.
Premiere: 16.10.2015, Whistleblower-Preis 2015 Karlsruhe